Die Welt braucht dringend mehr KI

Ich meine mit KI Kommunikations Intelligenz, nicht die neuerdings so viel zitierte Künstliche Intelligenz. Die Künstliche Intelligenz, allen voran Chat GPT, wird meiner Meinung nach ohnehin stark überbewertet. Der Begriff tauchte erstmals 1955 auf. Gerne nutze ich -wie viele andere Menschen auch- Algorythmen (=die Kombination von endlich vielen wohldefinierten Einzelschritten) überall dort, wo sie den praktischen Alltag sowie die Informationsbeschaffung und -verarbeitung erleichtern. Aber mal ehrlich: Bleibt es nicht nach wie vor das Ergebnis von aneinandergereihten Ja – Nein – Befehlen und elektronischem Gedankenrecycling? Außerdem gibt es genug Menschen, die der Künstlichen Intelligenz den Weg bereiten, auf den fahrenden Zug aufspringen und ein Stück des Kuchens zu ergattern versuchen.

Mehr Kommunikations Intelligenz erwünscht

Es scheint mir allerdings viel zu wenig Menschen zu geben, die sich für die Kommunikations Intelligenz stark machen. In der kürzlich erschienen ZEIT Jubiläumsausgabe heißt es in einer Rückbetrachtung der Ausländer-Politik von Frau Dr. Merkel „Womöglich werden Historiker einmal nachweisen können, dass diese dramatische Situation nur entstehen konnte, weil innerhalb der Europäischen Union die Kommunikation kollabiert war, weil sich Brüssel, Berlin und Budapest in wechselseitigen Schuldzuweisungen ergingen, statt Solidarität zu üben“. Helmut Schmidt schrieb in seinem Buch Ausser Dienst sinngemäß, dass wir dringend mehr charismatische Politiker bräuchten, weil diese dem Volk die Notwendigkeit unbequemer Entscheidungen am ehesten vermitteln könnten. Ganz offensichtlich hielt er also Kommunikative Intelligenz für eine Grundtugend politischer Entscheidungsträger. Die ZEIT No 5 vom 23. Januar 2023 titelte mit Unsere Corona-Fehler. Der Beitrag des Titelthemas beginnt mit den Worten: „Da habe ich mich geirrt. Vom Ministerpräsidenten bis zur Virologin: 20 Menschen, die in der Pandemie eine wichtige Rolle spielten, gestehen ein, wo sie falschlagen und was sie heute nicht mehr so machen würden.“ In 13 von 20 Beiträgen wird „unzulängliche Kommunikation“ mehr oder weniger direkt als zentraler Fehler benannt.

Besser Miteinander reden, als Gegegeneinander kleben.

Ein paar grundsätzliche Fragen seien in diesem Zusammenhang erlaubt: Wie viele Kriege hätten vermieden werden können, wenn die Konfliktparteien am Verhandlungstisch Konsens gefunden hätten? Bleibt die mit dem Wort herbeigeführte Vereinbarung am Ende nicht doch die einzige Option, um auch den Krieg in der Ukraine zu beenden? Wie viele Ehen würden alle Krisen überdauern, wenn Zwei, die sich nichts mehr zu sagen haben, mal wieder miteinander reden würden? Wie viele Menschenleben hätten gerettet werden können, wenn die Kommunikation vor und während der Katastrophen besser gelungen wäre? Was würde im besten Fall passieren, wenn alle Klimaaktivisten dieser Welt zu Kommmunikationsaktivisten mutierten und sich nicht länger auf Autobahnen festklebten? Die Welt lässt sich nicht durch ein Gegeneinander, sondern nur im Miteinander retten. Die Sprache ist das Haus unseres Seins, nicht die Straße. Kommunikation bedeutet im ursprünglichen Sinne des lateinischen Wortes Communicare, etwas zur gemeinsamen Sache machen oder eine Sache gemeinsam machen. Deshalb formuliere ich den Appell: Die Welt braucht dringend mehr Kommunikations Intelligenz. Machst Du mit?

Related Articles

Responses

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.